Wichtige Hinweise

Versicherungsleitfaden für in Konfliktgebieten Tätige NGOs

Seien Sie sich Ihres Bedarfs bewusst und behalten Sie die Kontrolle über den Verhandlungsprozess

Versicherungsmakler und -gesellschaften sollten so mit Ihnen zusammenarbeiten, dass Sie für Ihre Organisation die passenden Versicherungen erhalten. Manchmal versuchen sie jedoch, ihren Kunden bestimmte Versicherungen aufzudrängen – unabhängig davon, ob diese tatsächlich ihrem Bedarf entsprechen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Organisationen genau wissen, welchen Versicherungsschutz sie benötigen, und Angebote anfordern, die diesem Bedarf entsprechen. Falls Ihr Versicherungsmakler oder Ihre Versicherungsgesellschaft nicht zu Flexibilität bereit ist oder den Versicherungsbedarf Ihrer Organisation nicht versteht, sollten Sie nach alternativen Anbietern suchen. Die Auswahl der richtigen Versicherungsmakler und -gesellschaften ist entscheidend. Es wird daher dringend empfohlen, nach Unternehmen zu suchen, die auf Ihren Tätigkeitsbereich spezialisiert sind. Bitten Sie hierzu in ähnlichen Bereichen tätige Organisationen um Empfehlungen.

Fügen Sie notwendige Zusätze hinzu

Wenn Sie eine Versicherung gefunden haben, die den von Ihnen benötigten Versicherungsschutz zwar zu einem Großteil, aber dennoch nicht gänzlich umfasst, teilen Sie dies dem Versicherungsmakler oder der Versicherungsgesellschaft mit und fragen Sie nach der Hinzufügung von Zusätzen zur Gewährleistung des fehlenden Versicherungsschutzes. Nützliche Zusätze können beispielsweise die Arten der versicherten Personen, die Ausweitung des geografischen Geltungsbereichs, den Einschluss von Vorerkrankungen oder die Zulässigkeit von Reisen entgegen einer Reisewarnung der Regierung betreffen.

Sorgen Sie für eine angemessene Darstellung des Risikos

Organisationen werden in der Regel gebeten, ein Formular auszufüllen und zusätzliche Informationen bereitzustellen. Zu den angeforderten Informationen können unter anderem Angaben zur Organisation, der Umfang des benötigten Versicherungsschutzes, die Tätigkeiten der Organisation, voraussichtliche Risiken, die Mitarbeiterzahl, typische Reiseverläufe und Reiseziele, frühere Schadensfälle sowie ein Verzeichnis der Vermögenswerte gehören. Die Einholung dieser Informationen dient den Versicherern nicht nur dazu, Ihren Bedarf zu ermitteln, sondern ist auch ein Mittel zur Einschätzung des Risikopotenzials Ihrer Organisation und somit der Wahrscheinlichkeit, dass Sie die entsprechenden Versicherungsleistungen auch tatsächlich in Anspruch nehmen. Organisationen sind dazu verpflichtet, ihren Versicherungsmaklern und -gesellschaften diese Informationen in klarer und verständlicher Form bereitzustellen und keine falschen Angaben zu machen. Halten sich Organisationen nicht an diese Vorgaben, so kann dies (im Vereinigten Königreich) gemäß dem Insurance Act 2015 (Versicherungsgesetz von 2015) als „Verstoß gegen die Pflicht zur angemessenen Darstellung” eingestuft werden. In diesem Fall hat der Versicherer das Recht, den Vertrag für ungültig zu erklären, alle Versicherungsleistungen zu verweigern und alle bereits erhaltenen Versicherungsprämien einzubehalten.

Versichern Sie alle Mitarbeiter in gleichem Maße

Häufig schließen Organisationen für Mitarbeiter, die Dienstreisen unternehmen oder im Ausland sitzen, umfassendere Versicherungen ab als für inländische Mitarbeiter. Zum Teil ist diese Vorgehensweise durch die Verfügbarkeit geeigneter Versicherungen in verschiedenen Ländern bedingt. Gleichzeitig spiegelt sie jedoch auch die Tatsache wider, dass trotz der immer üblicher werdenden Praxis, Risiken von internationalen auf nationale Akteure zu übertragen, für inländische Mitarbeiter vergleichsweise wenige Maßnahmen zur Risikominderung umgesetzt werden. Solch ein Ansatz ist im Rahmen des Risikomanagements jedoch diskriminierend und nicht zielführend, da inländische Mitarbeiter deutlich häufiger Sicherheitsrisiken ausgesetzt sind als ihre internationalen Kollegen. Laut der Aid Worker Security Database (Datenbank zur Sicherheit von humanitären Helfern) handelte es sich bei lediglich 14 % (439) der 3 114 humanitären Helfer, die zwischen 2008 und 2017 getötet, verletzt oder entführt wurden, um internationale Mitarbeiter. Auf den humanitären Bereich spezialisierte Versicherungsgesellschaften und -makler werden sich dieser Umstände nun immer mehr bewusst und reagieren darauf, indem sie weltweit gültige Versicherungen entwickeln und anbieten. So haben beispielsweise Ambrelia und Allianz Worldwide Care die Versicherungen ihrer Produktreihe NGO Care mit Blick auf diese Anforderung entwickelt. Eine alternative Möglichkeit für Organisationen ist es, Mindestversicherungsstandards für Länderprojekte festzulegen und selbst vorzusorgen, falls die im Inland verfügbaren Versicherungen diese Standards nicht erfüllen.

Nutzen Sie den kostenlosen Zugang zu Risikoportalen

In Laufe der letzten 10 Jahre haben die meisten großen Versicherungsgesellschaften damit begonnen, ihren Kunden im Rahmen ihrer Reiseversicherungen, privaten Unfallversicherungen, Entführungsversicherungen sowie Versicherungen für Krisenfälle Zugang zu Risikoportalen zu gewähren. Obwohl Qualität und Detailliertheit der dort bereitgestellten Informationen sehr unterschiedlich sind, enthalten solche Onlineportale in der Regel Länder- und Städteprofile, Risikobewertungen, Gesundheitsinformationen, Sicherheitsberichte, Hinweise zu geschäftlichen und gesellschaftlichen Umgangsformen, Kontaktinformationen von Botschaften, Reisewarnungen der Regierung usw. Solche Portale könnenUnternehmen zur Bewertung von Bedrohungslagen sowie zur Einschätzung von Reiserisiken verwenden. Da sie zudem allen Personen zur Verfügung stehen, für die der entsprechende Versicherungsschutz gilt, können Einzelpersonen Informationen über ihre Reiseziele in Erfahrung bringen. Dies bietet eine hervorragende Unterstützung der Einwilligungsprozesse einer Organisation.

Informieren Sie die versicherten Personen über den Versicherungsschutz

Sobald Organisationen die passenden Versicherungen abgeschlossen haben, müssen die versicherten Personen über den entsprechenden Versicherungsschutz informiert werden. Dabei reicht es nicht aus, den betroffenen Mitarbeitern mitzuteilen, dass sie versichert sind, oder die Zusammenfassung des Versicherungsschutzes per Rundmail zu versenden. Denn wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Versicherungspolicen in der Regel um lange, komplexe Dokumente, die zahlreiche Fachausdrücke sowie verschiedene Einschlüsse, Ausschlüsse, Zusätze und Bedingungen enthalten. Das heißt, dass Organisationen die Versicherungspolice sowie die Informationen zum Versicherungsschutz in eine leicht verständliche Sprache übersetzen müssen. Organisationen sollten kurze und einfache Leitfäden (idealerweise mit einigen Beispielszenarien) erstellen und den versicherten Personen im Rahmen von Informationsveranstaltungen die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen, damit sie ein besseres Verständnis dafür erlangen können, was von der Versicherung abgedeckt wird und was nicht. Beachten Sie, dass Versicherungen für Krisenfälle sowie Entführungs- und Lösegeldversicherungen hiervon ausgenommen sein sollten.

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